Im allgemein euphorisch begangenen Wagner-Jahr werden uns zwei großartige Vortragsabende zu Nietzsche und die Musik erwarten. Es sollte uns im Nietzsche-Forum-München e.V. dabei doch um die Perspektiven Nietzsches gehen, die uns vielleicht zu einem besseren Verständnis seiner vehementen Distanzierung werden führen können.
Peter André Bloch spricht über «Nietzsches musikalischer Nachlaß. Die Wiederentdeckung von Nietzsches Musik durch Curt Paul Janz. Mit Beispielen und Sequenzen aus dem Film: „Der Alpinist und der Philosoph“«.
Prof. Bloch, Leiter Nietzsche-Haus in Sils-Maria, spricht über seine Begegnungen mit dem bekannten Nietzsche-Biographen Dr. h.c. Curt Paul Janz, der ihm testamentarisch Teile seines Nachlasses anvertraut hat. Insbesondere spricht er über die Originalität der Janzschen Nietzsche-Forschungen, im nüchtern-sachkundigen Untersuchen der gegenüber Nietzsche erhobenen Vorurteile. Curt Paul Janz geht es um die Darstellung der Originalität von Nietzsches musikalischem und philosophischem Werk, in Auseinandersetzung der damaligen Traditionen und Vorstellungen, insbesondere auch im Vergleich mit Richard Wagner und Arthur Schopenhauer.
Manos Perrakis spricht über „Musik als Sprache einer affektiven Vernunft in Nietzsches Werk“: Wie es sich schon am Fragment „Über Stimmungen“ aus dem Jahre 1864 zeigt, gewinnt Nietzsche dem klassischen Topos der Musik als Ausdruck von Affekten neue Dimensionen ab. Er deutet die Musik als eine Sprache zur Bewusstmachung des Unbewussten und entwickelt aus ihr ein Konzept affektiver Vernunft. Seine Deutung erfolgt unter dem Primat der praktischen Vernunft, da die Musik, indem sie die Affekte in Bewegung setzt, auf die Pluralität von Anschauungen und unbewussten praktischen Bedürfnissen aufmerksam macht. Nietzsche untersucht die Verbindung von Musik und Affekten aus einer metaphysischen, einer historisch-genealogischen und einer physiologischen Perspektive. der Themenschwerpunkt im folgenden Jahr 2014 wird hier ansetzen mit Reflexionen über Nietzsche Affektökonomien, um sich mit Fragen nach Nietzsche und Lou von Salomés im Kontext von Psychologie und insbesondere der Psychoanalyse zu befassen.