Flyer Wahrheit und Luege Teil 1

Einladung: Über Wahrheit und Lüge … in Zeiten des ‚Postfaktischen‘

für Montag, den 19. Februar 2018
um 19.00 Uhr, in der → Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing
(Kontakt +49 176 41754062).

Prof. Dr. Helmut Heit, Tongji University, Shanghai
‚Thatsachen giebt es nicht ...’ Nietzsche als Wegbereiter des Postfaktischen?

Angesichts politischer Ereignisse wie ‚Brexit’ oder ‚Trump’ wurde Nietzsche nicht nur (erneut) als Befürworter skrupelloser Machtpolitik, sondern auch als Wegbereiter ‚post-faktischen’ Denkens bezeichnet. Hat Nietzsche nicht selbst gesagt, „Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen“ (Nachlass 1887: 7[60])? Anhand einer Analyse dieser Passage und ihrer Kontexte diskutiert dieser Vortrag seine Kritik allzu optimistischer Konzepte absoluter Wahrheit. Tatsächlich problematisiert Nietzsche traditionelle Wahrheitsvorstellungen aufgrund erkenntnistheoretischer, physiologischer, historischer und soziologischer Überlegungen und spricht sich für eine selbstreflexive, pluralistische und bescheidene epistemische Einstellung aus. Diese Einstellung ist jedoch weder mit krudem Relativismus noch mit ignoranter Selbstgerechtigkeit zu verwechseln. Das gilt im Übrigen auch für den Nietzsche-Leser Paul Feyerabend, dessen Schlagwort vom ‚Anything goes’ vielen Mißverständnissen ausgesetzt ist. Im Gegensatz zu bestimmten Klischee-Versionen lehnt Nietzsche die Ansicht ab, dass jede ‚Perspektive’ gleich gültig und wertvoll sei. Ausgehend von Nietzsche lässt sich so die falsche Alternative vermeiden zwischen moralischer Empörung über die mutmaßlich neue ‚Post-Truth-Politics’ und der gleichfalls moralischen Empörung über die ‚Lügenpresse’ des links-grün versifften Milieus. Auf beiden Seiten zeigt sich neben berechtigter Kritik an der Arroganz der Macht vor allem die Nachwirkung eines unfreien, gebundenen Geistes, der den Schritt zum Wahrheitgewissheitsverlust der Moderne noch nicht vollzogen hat.

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!
Unkostenbeitrag € 8.-- / 4.-- (Mitglieder) / Studenten frei
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München