Einladung
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für Montag, den 30. Mai 2011
für Dienstag, den 31. Mai 2011
jeweils um 19.00 Uhr, in der Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing
(Kontakt 08024-1453)

Themenschwerpunkt
Wissenschaft und Erkenntnis
bei Nietzsche

3 Vorträge

Die Konzeption des Themenschwerpunktes »Wissen­schaft und Erkenntnis bei Nietzsche«, der zunächst auf fünf Vorträge im ersten Halbjahr 2011 angelegt ist, ergab sich im Kontext der Arbeit des Nietzsche-Forums München e. V. im Gemeinschafts­projekt mit der turmdersinne gGmbH
( www.turmdersinne.de)  und derVirtuellen Schule e. V.( www.virtuelle-schule.de): »SINNeszauber – WAHRnehmung und Philo­sophie«. Im Beitrag des Nietzsche-Forums München zu diesem Projekt geht es vor allem – mit Nietzsche – um eine schrittweise Vertiefung und Radikalisierung des Verständ­nisses der Wahrnehmung als Konstruktions­leistung des Wahrnehmenden sowie um die Frage nach dem Interpretationscharakter aller Wahr­heits­vorstellungen.

Im 1. Vortrag dieser Reihe am 14. 2. 2011:  »Dionysisch philosophieren: Nietzsches Erkenntnisansatz neu beleuchtet«, zeigte Frau PD Dr. Miriam Ommeln die Wirksamkeit der beiden Mächte des Dionysos und des Apoll in der Theorie­diskussion der aktuellen (Natur-)Wissenschaften.

Im 2. Vortrag am 28. 3. 2011:  »Nietzsches Kritik wissenschaftlicher Vernunft«, rekonstruierte Herr Dr. Hans-Joachim Becker, inwiefern Wissenschaft für Nietzsche nur eine von unendlich vielen möglichen Ausdeutungen der Wirklichkeit war.

Download-Versionen der beiden Beiträge stehen auf der Website des N-FM kostenlos zur Verfügung.  (B.V.)

 

PROGRAMM

  Montag, den 30. 05. 2011, 19.00 h
Vortrag von Dr. Helmut Heit:
  Interpretation und die Ordnung
  der Dinge bei Nietzsche
Vortrag von Dr. Nikolaos Loukidelis:
 Interpretation und Vernunft
 des Leibes bei Nietzsche
Podiums- und Plenumsdiskussion
Prof. Dr. Babette Babich ist anwesend!

 Dienstag, den 31. 05. 2011, 19.00 h
Vortrag von Prof. Dr. Babette E. Babich:
 Zu Nietzsches Zukunfts-Physiologie

Diskussion

 

Dr. Helmut Heit (Hannover, Berlin):
Nietzsche dehnt den Begriff der Interpretation, den er als Kunst der Auslegung aus seiner philologischen Arbeit kennt, auf Felder jenseits der Deutung von Texten aus. Nicht zuletzt inspiriert durch die Sinnesphysiologie geht er der Frage nach, inwiefern die Welt, die uns etwas angeht, eine Interpretations­leistung ist. Einerseits haftet jeder Interpretation etwas verfälschendes an, andererseits hält Nietzsche daran fest, zwischen besseren und schlechteren Interpretationen zu unterscheiden. Wie kann diese Unterscheidung aufrecht erhalten werden, wenn sachgerechte Wahrheit als Kriterium ausscheidet? In welchem Sinne wir nicht mit Tatsachen zu tun haben, sondern mit Interpretationen und welche Konsequenzen sich daraus für die Frage nach der Wahrheit ergeben, ist das Thema des Vortrags von Helmut Heit.

Dr. Nikolaos Loukidelis (Berlin):
Nietzsche gilt seit einiger Zeit als Vordenker der Interpretationsphilosophie. Nach dieser wichtigen philosophischen Richtung stellen unser Fühlen, Denken und Wollen Interpretationsprozesse dar. Mit Blick auf die Philosophie Nietzsches unterstreichen zwar alle einschlägigen Untersuchungen die Schlüsselrolle des Leibes für das Zustandekommen von Interpretationsprozessen. Dennoch thematisieren sie wenig oder überhaupt nicht den konkreten Zusammenhang von Leib und Interpretation. Wie funktioniert die Vernunft des Leibes, die das Interpretieren bestimmt? Dieser Frage, die eng mit Nietzsches spezifischen psychologischen und physiologischen Ansichten zusammenhängt und die zu Vergleichen mit der heutigen Psychologie und Physiologie einlädt, widmet sich der Vortrag von Nikolaos Loukidelis

Prof. Dr. Babette E. Babich (NYC):
Indem er die Physiologie als eine Wissenschaft im Licht von Kunst und Leben betrachtet, beziehen sich Nietzsches Reflexionen auf Diät und Klima auf spezifisch physiologische Konstitutionen und Leib-Typen - wie sie auf unterschiedliche kulturelle An-eignungs- oder Formierungsverhältnisse des Leibes Bezug nehmen, wobei Nietzsche  den Schwerpunkt immer auf die Formierung oder das Werden als solches legt. In diesem Sinne besagt Ästhetik für Nietzsche „nichts als eine angewandte Physiologie“. Nietzsches Behauptung, dass die Physiologie einem großen Teil der Philosophie unterliegt, im Zusammen­hang mit seiner Kritik des Kausalitäts-Prinzips, ist das Thema des Vortrags von Babette Babich.

Dr. Helmut Heit:
geb. 1970 im Emsland. 1998: Magister Artium an der Leibniz-Universität Hannover im Fach  Philosophie und der Politischen Wissenschaft. Forschungsaufenthalte in London und an der University of Melbourne. 2003 Promotion im Fach Philosophie mit einer Arbeit zur Rekonstruktion der Entstehung von Philosophie in der griechischen Antike. DAAD-Postdoktorand am Department for Philosophy der University of California, San Diego. Verwaltung der Professur für Philosophie und Geschichte der Geistes- und Sozialwissen­schaften an der Universität Hannover (2010). Seit Oktober 2007 Dilthey-Fellow im Rahmen der Exzellenzinitiative „Pro Geisteswissenschaften“ der Volkswagenstiftung am Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Berlin. Publikationen: „Der Ursprungsmythos der Vernunft. Zur philosophie­historischen Genealogie des griechischen Wunders“ (Würzburg 2007); Frühgriechische Philosophie (Reclam, Stuttgart, erscheint 2011), zahlreiche Editionen sowie Aufsätze zu Wissenschafts- Natur- und Praktischer Philosophie sowie zu Nietzsche, Habermas, Adorno, Platon, Hegel und Feyerabend.

Dr. Nikolaos Loukidelis:
geb. 1974 in Athen. Studium der Theologie, Philosophie, Pädagogik und Psychologie in Athen. Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Promotionsstudium und Promotion (2010) am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Thema der Dissertation: „Es denkt. Ein Kommentar zu Aphorismus 17 aus ‘Jenseits von Gut und Böse’“ (Würzburg 2011, im Erscheinen). Zahlreiche Vorträge, u.a. zu Nietzsches Kritik der Moral, zu Nietzsches Verhältnis zu Kant, zu Nietzsche-Gehlen-Scheler, zu Nietzsche und Viktor von Weizsäcker. Zahlreiche Publikationen (Nietzsche-Studien; Nietzsche-Wörterbuch, Festschriften, Jahrbüchern).

Prof. Dr. Babette E. Babich:
geb. 1956 in New York City, Professorin für Philosophie an der Fordham University (NYC) und Adjunct Forschungs-Professor für Philosophie an der Georgetown University (Washington, DC). Studium an der State University New York und am Boston College bei Hans-Georg Gadamer, Jacques Taminiaux und William Richardson S.J.. Fullbrightstipendien der Universitäten Tübingen, Berlin und Weimar. Executive Director der USA Nietz-sche-Society und Herausgeberin der New Nietzsche Studies. Zahlreiche Publikationen.

                  

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!

Eintritt: Mo./Die. jeweils € 8.-/6.-

Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München