Einladung
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für Montag, den 25. November 2013
um 19.00 Uhr, in der Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing
(Kontakt 08105-809 996)

Manos Perrakis (Berlin)
Musik als Sprache einer affektiven Vernunft in Nietzsches Werk

Wie es sich schon am Fragment Über Stimmungen aus dem Jahre 1864 zeigt, gewinnt Nietzsche dem klassischen Topos der Musik als Ausdruck von Affekten neue Dimensionen ab. Er deutet die Musik als eine Sprache zur Bewusstmachung des Unbewussten und entwickelt aus ihr ein Konzept affektiver Vernunft. Seine Deutung erfolgt unter dem Primat der praktischen Vernunft, da die Musik, indem sie die Affekte in Bewegung setzt, auf die Pluralität von Anschauungen und unbewussten praktischen Bedürfnissen aufmerksam macht.
Nietzsche untersucht die Verbindung von Musik und Affekten aus einer metaphysischen, einer historisch-genealogischen und einer physiologischen Perspektive. Dadurch distanziert er sich von beiden gegensätzlichen Positionen des 19. Jahrhunderts, dem musikalischen Formalismus und der romantischen Gefühlsapotheose, und plädiert für eine „unschuldige Musik“, die auf das Vertrauen an die plastische Kraft des individuellen Gefühls basiert. Nietzsche überwindet den metaphysischen Charakter der musikalischen Romantik, indem er sich am Leitfaden der „großen Vernunft des Leibes“ von einer Transzendenz zu einer Immanenz der Affekte bewegt.
Nietzsches Auffassung der Musik als Sprache „einer unendlichen Verdeutlichung“ steht exemplarisch für das Vermögen des Menschen, Sinnlichkeit mit Sinn zu versehen und seine Affekte in immer höheren Formen zu sublimieren. Nietzsches musikalische Metaphorik, die in der Metapher des Menschen als musikalischen Instrumentes kulminiert, demonstriert, wie seine Musikphilosophie ein genuin philosophischer und integrativer Diskurs ist, der eine Einheit zwischen Affekt und Vernunft zu stiften versucht und die unfestlegbare Natur des Menschen in Analogie mit der „unendlichen Verdeutlichung“ der Musik denkt.

Der Vortrag wird begleite werden durch erläuternde Musikbeispiele.
Alfred Gulden wird in ergänzender Lesung Lesung Nietzsche (s)eine Stimme geben

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!

Unkostenbeitrag € 8.--/6.--

Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München